Top 1: Fehlende Umleitungen
Eigentlich ist es offensichtlich, jede SEO-Agentur weiß das, jede gute Werbeagentur weiß es auch. HTTP 301 - das beschreibt, dass eine Seite dauerhaft an eine andere Stelle umgezogen ist.
Ein kompetenter Relaunch erfolgt durch eine verünftige Planung und vor allem auch durch ein Umleitungskonzept, insbesondere dann, wenn sich die Struktur der Seite ändert. Eigentlich eine essentiell wichtige Thematik, die jedem Profi bewusst ist.
Warum machen das also so viele Leute - darunter auch Agenturen - falsch? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Warum wird das nicht gemacht?
Von fehlendem Bewusstsein über Ignoranz bis hin zu schlichter Faulheit sind die Gründe vielfältig. Die häufigsten allerdings sind sehr einfacher Natur.
- Mangelnde Kompetenz: Eigentlich der schlimmste Grund. Die Agentur oder der Freelancer weiß nicht, dass es lebenswichtig für die Seite und das hart erarbeitete Suchmaschinenprofil ist, dass man Umleitungen setzt und den vorhandenen Content migriert und optimiert.
- Faulheit: Viele Webseiten haben - bedingt durch die Entwicklung über mehrere Jahre - mehrere hundert existierende Inhalte. Dem Kunden wird also bewusst verschwiegen, wie wichtig das ist, weil die Agentur sich darauf verlässt, dass der Kunde es ohnehin nicht besser weiß.
- Fehlerhafte Umsetzung: Der zweithäufigste Grund. Oftmals hat der Kunde das Runder selbst in die Hand genommen und versucht, den Relaunch der eigenen Seite selbst umzusetzen und vergaß dabei z.B. Inhalte, die er nicht mehr für wichtig erachtet hat.
Wichtigkeit von 301-Umleitungen
Aber warum ist das so wichtig? Meistens schauen uns Kunden, denen wir das erläutern, irritiert an. Man kann es sich vorstellen wie einen Nachsendeauftrag. Der Google Bot schaut immer mal wieder vorbei und erwartet Inhalte an iener bestimmten Stelle. Diese Inhalte haben im Internet vielleicht sogar eine gewisse Relevanz, weil man im Netz irgendwo referenziert wurde. weil mein Unternehmen vielleicht mit irgendiener Dienstleistung irgendwo in einem Forum benannt wurde, etc. - es gibt viele Möglichkeiten.
Suchmaschinen bewerten Webseiten unter anderem danach, wie und wo andere (für die Branche relevante) Webseiten auf einen verlinken, welcher Linktext genutzt wurde und vieles weitere.
Ein praktisches Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind Zahnarzt. Ein Internet-Forum und ein Geschäftspartner verlinkt auf Ihre Themenseite zu Implantologie. Über die Jahre entstehen mehr und mehr sogenannte "Backlinks" und Ihre Seite erhält regionale und überregionale Relevanz. Nun gefällt Ihnen aber die alte Seite nicht mehr. Sie wünschen sich neue Bilder, eine andere Struktur und ein neues Design.
Damit all diese Links nicht ins Leere zeigen, setzt man 301-Redirects - digitale Umleitungen. Macht man das nicht, meldet Ihre Seite, dass es diesen Inhalt nicht gibt, obwohl der Inhalt in aktuellerer Form existiert, aber vielleicht einfach an einer anderen Stelle und in umfangreicherer Form. Fehlen diese Seiten oder auch nur die Umleitungen, so nehmen Sie Ihrer Webseite die Stärke weg, die Sie sich hart erarbeitet haben, denn eine Suchmaschine wie Google wird Ihrer Seite die Relevanz absprechen, wenn der Inhalt, der so viel "Erfolg" hatte, nun scheinbar nicht mehr rexistiert.
Fazit: Ein Relaunch ohne Redirects ist, als würden Sie umziehen und niemandem die neue Adresse mitteilen.
Top 2: Fehlende Planung
Es klingt banal, aber Planung ist essentiell wichtig. Stellen Sie sich eine Webseite vor wie Ihr Haus, dass Sie abreißen und neu bauen. Und man sollte sich genaue Gedanken machen, wie eine neue Struktur auszusehen hat, welche tragenden Wände erhalten bleiben, welche Teile komplett neu aufgebaut werden und was ich mir von dem Neubau verspreche.
Viele Relaunches werden völlig kopflos umgesetzt. Es gibt oftmals keinen Plan für eine neue Struktur und für die Struktur der Webseite in der Zukunft. Es werden keine klaren Ziele definiert und die Webseite wird komplett nach dem Motto "Da muss was neues her" umgesetzt. Dieses Vorhaben kann böse nach hinten losgehen, wenn die alte Struktur der Webseite eventuell für eine gewisse Gewohnheit bei Ihren Kunden - oder schlimmstenfalls sogar - für regelmäßigen Umsatz gesorgt hat.
Fairness im Agenturgeschäft - dem Kunden widersprechen.
Auch ein guter Relaunch ist etwas, das gewisse Risiken mit sich bringt. Fehlende Planung ist oftmals augenscheinlich nicht der Fehler der Agentur. Der Fehler beginnt oft beim Kundenwunsch. Ein Beispiel: Der Kunde bittet um einen Relaunch, weil der "Konkurrent X eine neue Seite hat", weil die alte ja "schon drei Jahre alt ist", weil die "Umsätze eingebrochen sind". Es liegt in der Verantwortung der Agentur, hier in Frage zu stellen, ob es wirklich sinnvoll ist, einen Relaunch umzusetzen.
"Wir wollen jetzt einen One-Pager"
Dieser Satz ist tatsächlich schon gefallen. Unser Kunde kam zu uns und hatte ein Angebot von einer "Design-Agentur" vorliegen. Der Kunde war von der augenscheinlichen EInfachheit beeindruckt und wollte uns mit einem unverhältnismäßig hohen Budget beauftragen, das umzusetzen. Ein perfektes Beispiel für einen völlig planlosen und nutzlosen Relaunch (den wir natürlich nicht umgesetzt haben).
(Planlose) Relaunches vermeiden
Insbesondere das oben benannte One-Pager Beispiel zeigt nutzlose Relaunches in der Praxis. Erstens ging es der Seite gut, sie generierte Umsatz und neue Anfragen. zweitens hätte der Relaunch als One-Pager immensen Schaden angerichtet. Gründe: Der offensichtlichste Grund liegt natürlich auf der Hand. Mit einem One-Pager existieren jegliche Inhalte nur noch auf einer einzigen Seite. Dies wird jegliche Planungen und jegliches Konzept nahezu unmöglich machen, weil die Handlungsfähigkeit für einen Relaunch so sehr eingeschränkt ist, dass eine kompetente Lösung nicht möglich ist.
Als hätte man das Haus abgerissen und alles in die Garage umgezogen
Alle Seiten und Unterseiten würden also auf der neuen Seite auf eine einzelne Seite zeigen. Top 1 ist also schon dadurch nicht mehr möglich. Der Prozess von der "alten Webseite" zum One-Pager ist zugegebenermaßen ein Extrembeispiel für einen inkompetenten und grundlosen Relaunch einer Webseite, aber es zeigt offensichlich, dass man sich über Strukturen und Inhalte Gedanken machen muss, wenn man Inhalte migriert, verbessert, erweitert, aufteilt und/oder zusammenfasst. Die Internetseite wird zur Kommunikation genutzt. Führt man eine neue Art und Weise der Kommunikation ein, so muss man aich dafür Sorge tragen, dass diese Sprache verstanden wird.
Top 3: Neue Seite, alter Inhalt
Reine Design-Relaunches sind selten sinnvoll. Sinnvolle Gründe dafür, einen Relaunch als Zwischenschritt zu vollziehen, bei dem lediglich die Inhalte umgezogen werden, sind zum Beispiel die folgenden.
- Technische Sackgassen: Veraltete Technologie, unflexibles CMS, zu hohe Wartungskosten - valide Gründe, sich aus dem Kreislauf zu befreien und sich mehr Flexibilität und Zukunftssicherheit zu verschaffen
- Frontend-Relaunch: Eine Seite, die z.B. nicht mobiltauglich ist, deren technische Infrastruktur Probleme mit sich bringt und somit ihre Aufgabe akut nicht erfüllen kann, osllte neu gelauncht werden.
- Fehlender Zugriff: Wenn auf eine Internetseite der Zugriff fehlt, sei es aus technischen Gründen oder aufgrund anderer besonderer Situationen, und man auf die Kommunikation angewiesen ist, ist ein reiner Design-Relaunch sinnvoll, sollte aber in der Folge mit einem technischen Relaunch verbunden werden.
Relaunch mit gleichem Inhalt - wo ist der Sinn?
Suchmaschinen interessieren sich nicht für Design. Seitengeschwindigkeit und Mobiltauglichkeit sind zwar wichtig, auch für SEO - ein Relaunch allerdings, in dem lediglich Inhalte migriert werden, sollte immer nur ein Zwischenschritt sein, um mehr zu ergänzen oder eine neue Struktur zu erschaffen. Haben Sie eine brandaktuelle Seite, aber keinerlei aktuellen Inhalt, so ist es auch für die Suchmaschine nicht zielführend, wenn der aktuellste News-Beitrag von 2008 ist.
Fazit? Wenn relaunchen, dann richtig. Den Relaunch vermeiden.
Wenn Sie einen Relaunch planen, machen sich also genaue Gedanken dazu, Wenn wir es in kurzen Stichpunkten zusammen fassen müssten, würden wir unsere Topliste so gestalten.
- Nichts reparieren, das nicht kaputt ist. Niemals aus Ego-Gründen eine Seite neu launchen.
- Umleitungen, Umleitungen, Umleitungen - alles richtig umleiten.
- Google Search Console als Arbeitsgrundlage nutzen, um Inhalte zu migrieren. Echte Zahlen, Traffic und Impressionen sind essentiell, um den Wert jeder Unterseite zu kennen.
- Wenn Sie die Struktur verändern, bedenken Sie die Gewohnheiten Ihrer Nutzer. Behalten Sie bereits funktionierende Kommunikation bei und fokussieren Sie auf Lösungen, die zuvor nicht möglich waren.
- Ziele setzen. Was soll die neue Seite können, was die alte niemals können wird?